LagenCup Rot 2022
Beste Jungwinzerin - Alexandra Scheu
Weingut Cuntz&Scheu - Pfalz
Foto: Weingut Cuntz&Scheu (Fotograf: Tobias Roth)


Unsere Partner
%20(5).png)
.png)
Beim diesjährigen LagenCup Rot 2022 kamen erneut ausschließlich rote Lagenweine aus Deutschland auf den Prüfstand. Die Jury, bestehend aus Weinjournalisten, Sommeliers und Weinhändlern, widmeten sich dieses Jahr über 400 angestellten Lagenweinen und wie immer wurden die Gewächse blind verkostet, zuweilen kontrovers diskutiert und nach der 100-Punkte-Skala bewertet.
Text: Katja Apelt
Wenn man Alexandra Scheu nach ihrer Berufung fragt, ist die Aussage eindeutig: Nicht Spätburgunder, nein, Sekt ist die Leidenschaft der 28 Jahre jungen Winzerin aus der Südpfalz, deren 2019er Spätburgunder Spätlese trocken aus der Lage Schweigener Sonnenberg in diesem Jahr mit 93 Punkten ein Top-Ergebnis beim LagenCup Rot erzielen konnte. Sechs Schäumer hat das Weingut zurzeit im Angebot. Darunter eine Scheurebe und Gewürztraminer, aber auch einen Weißburgunder. „Das können in Zukunft gerne mehr werden“, sagt Scheu. Aktuell werden die Sekte des Weinguts – alle in Flaschengärung erzeugt – noch fremdversektet. Das möchte Alexandra Scheu aber ändern. „Noch fehlt uns dazu der Platz – aber ich baue gerne“, sagt sie selbstbewusst. Momentan hat sie aber erst einmal den Baubestand des Weinguts in Angriff genommen. Das Kelterhaus bekommt ein neues Dach und einen neuen Boden.
Vor fünf Jahren ist Alexandra Scheu in den elterlichen Betrieb, das Weingut Cuntz & Scheu, eingestiegen und teilt sich die Arbeit mit ihrem Vater Axel Scheu „fifty-fifty“. Als Qualifikation hat sie in Neustadt an der Weinstraße den dualen Studiengang Weinbau & Oenologie belegt und 2017 mit einem Bachelor abgeschlossen, also zwei Jahre studiert und zwei Jahre eine Ausbildung gemacht. Neben Stationen im Siebeldinger Weingut Wilhelmshof und der Heim'sche Privat-Sekt-Kellerei in Neustadt hat sie dabei auch drei Monate in Kalifornien bei Hartford Family Winery gearbeitet. „Es war spannend und ich habe viel mitgenommen. Aber es würde mich langfristig nicht in die USA ziehen“, sagt Alexandra Scheu. Besonders beeindruckt hat sie die dortige Reinigungstechnik. Die sehr effiziente Art des Reinigens mit Ozon führe sie nun auch bei Cuntz & Scheu ein.
Wirklich in Frage stand für sie nie, eines Tages in das Weingut ihrer Eltern einzusteigen. Zwar habe sie eine Weile mit einem BWL-Studium geliebäugelt. „Im Abitur habe ich aber gemerkt, dass ich nicht dafür gemacht bin, den ganzen Tag drinnen zu sitzen“, sagt sie. „Ich wusste immer, wie viel Arbeit es ist, im Weingut zu arbeiten. Und die Entscheidung dafür war sehr richtig.“ Auch bei Freunden gilt sie eher als rast- und ruhelos. „Ich sitze bei Treffen nicht gerne lange im Café, laufe lieber durch die Stadt“, sagt sie. Die Arbeit im Weingut treibe sie an. Schon im Sommer freue sie sich auf den Herbst und darauf, die ersten neuen Moste des Jahrgangs zu probieren und zu entscheiden, welche Weine damit gemacht würden.
Warum ihr der 2019er Spätburgunder so gut gelungen ist? Hakt man ein wenig nach, hört man doch ihre Liebe zu Burgunderrebsorten heraus. „Ich trinke am liebsten Weine aus Burgunderrebsorten“, sagt sie. Auch mal einen Riesling, aber Burgunder würden klar bevorzugt. Der 2019er Schweigener Sonnenberg Spätburgunder sei in der Tat ein besonderer Wein gewesen: „Die Trauben waren perfekt.“ Im Weinberg sei viel Arbeit in die Trauben geflossen. „Wir haben beidseitig entblättert, damit es eine gute Durchlüftung gibt und wir außerdem Kirschessigfliegen keinen Nährboden geben“, sagt sie. Zudem hätten sie die Trauben im Juli halbiert und kurz vor der eigentlichen Ernte eine Vorlese durchgeführt. „Diese Trauben haben wir für den Rosé verwendet“, sagt Scheu. Zum Schluss war die Menge gering aber von sehr guter Qualität. „Von diesem Wein haben wir nur vier Barriques gemacht“.
Insgesamt 10 Hektar umfasst das Weingut Cuntz & Scheu. Mehr solle es auch unter ihrer Ägide nicht werden. „Ich kaufe lieber, wenn ich es brauche, etwas zu“, sagt sie. Für mehr Fläche habe sie nicht die Kapazitäten. „Für uns spielt auch das Kundengeschäft im Weingut eine große Rolle – wir liegen direkt am Deutschen Weintor, da ist an den Wochenenden einfach viel los“, sagt sie. Und zufriedene Kunden sind Alexandra Scheu sehr wichtig. Mit ihrem Einstieg in den Betrieb hat sie etwa die regelmäßigen Rundbriefe übernommen und auch das Rebsortiment etwas ausgedünnt.
Im Keller mache sie außerdem gerne Experimente. Da komme schon mal ein Auxerrois probehalber ins Holzfass. Zuletzt hat sie einen Portwein gemacht. „Aber ich drehe hier nicht den Betrieb von rechts auf links“, sagt sie. Auch bei der Sektproduktion knüpft sie an die Tradition ihres Vaters an. Er habe schon vor 40 Jahren mit der Sektherstellung – allerdings in Lohnversektung – begonnen. Sie hat sich vorgenommen, künftig die Versektung selbst in die Hand zu nehmen und sich nur noch Hilfe beim Degorgieren ins Haus zu holen. Als Rebsorten hat sie Burgundersorten im Auge: Weiß- und Grauburgunder, Spätburgunder und Auxerrois. Aber man könne es auch mal mit Siegerrebe versuchen. „Ich bin eine Sektnase“, sagt Alexandra Scheu über sich selbst. Ihre Vorbilder? Der 2016er Weißburgunder Brut vom Wilhelmshof, aber auch mal etwas Aromatisches, wie ein Goldmuskateller von Viniversum an der Hessischen Bergstraße.

Foto: Weingut Cuntz&Scheu (Fotograf: Tobias Roth)
Rückblick auf den LagenCup Rot 2021
