LagenCup Weiß 2021
Jungwinzerin des Jahres
TopTen Silvaner
Rebecca Heger
Weingut Dr. Heger - Baden
Beim diesjährigen LagenCup Weiß 2021, mit ausschließlich weißen Lagenweinen aus Deutschland, wurden mehr als 700 Spitzengewächse verkostet. Die 10-köpfige Jury, bestehend aus Weinjournalisten, Sommeliers und Weinhändlern widmete sich fünf Tage lang den Weinen. Wie immer wurde die Verkostung blind durchgeführt, kontrovers diskutiert und nach der 100-Punkte-Skala bewertet.
Foto: Dr. Heger, Rebecca Heger
Text: Katja Apelt
Kann man sehr gute Weine eigentlich noch besser machen? Klar kann man. Man muss nur wissen wie … Rebecca Heger, Tochter von Spitzenwinzer Joachim Heger, hat davon eine genaue Vorstellung: Ein Hauch mehr Präzision, etwas schlanker in der Stilistik und feingliedriger beim Einsatz des Holzes und noch etwas vielschichtiger – diese stilistische Richtung gibt die Jungwinzerin für die Weine des Weinguts Dr. Heger vor. Dabei möchte die 26-jährige das Rad nicht neu erfinden. Dr. Heger soll schon erkennbar Dr. Heger bleiben. Aber eben mit dem kleinen mehr an Schliff, Fokus und Eleganz. „Ich möchte die Qualität unserer Weine auf die Spitze treiben“, sagt sie.
Seit 2020 ist sie bereits – sensorisch wahrnehmbar und selbstbewusst – dabei, im Keller des Kaiserstühler Vorzeigebetriebs an kleinen Schräubchen zu drehen, Entscheidungen ein klein wenig anders zu treffen, als die Generation vor ihr. Und schon im zweiten Jahr ist es ihr gelungen, die Tester des Lagencups darauf aufmerksam zu machen. In der diesjährigen Verkostung des Lagencup Weiß fielen die Dr. Heger-Weine durchweg sehr positiv auf. Grund genug für die Jury, Rebecca Heger zur Nachwuchswinzerin des Jahres zu machen. Mit diesem Titel werden Winzerinnen und Winzer ausgezeichnet, die unter 35 Jahre alt sind und besonders gute Ergebnisse erzielen.
Wenn Rebecca Heger zuhört, spürt man tiefe Wurzeln gepaart mit einer erfrischenden und weltoffenen Weitsicht. Zu den Dr. Heger Weinen sagt sie: „Es ist wichtig, dass die Herkunft und Region schmeckbar sind.“ Der Kaiserstuhl habe seinen ganz eigenen, für Deutschland außergewöhnlichen Charakter: Klimatisch ist es die wärmste Region im Land, die Böden sind vulkanisch. „Das ist die Identität der Weine“, sagt sie. Und trotzdem schaut sie in Richtung Burgund, in die Region, in der die renommiertesten Burgunder der Welt entstehen. „Das Burgund ist immer unser Vorbild, aber trotzdem sind wir am Kaiserstuhl – das will ich nicht maskieren.“
Auch im Privaten lässt sich die Kombination aus Heimatverbundenheit und Weltoffenheit spüren. Fragt man sie danach, was sie am liebsten isst (und sie isst nach eigenen Aussagen gerne), sagt sie: Hausmannskost ohne Schischi (am Liebsten im Schlegelhof in Hinterzarten), aber auch japanisch. Lieblingsweine: Champagner und Spätburgunder, aber auch Syrah – am Liebsten von der Rhône.
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Im Weingut ist Rebecca Heger nach Dr. Max Heger, dem Gründer und Landarzt, Wolfgang Heger und ihrem Vater Joachim nun die vierte Generation, die nun Schritt für Schritt den Betrieb übernimmt. Ein muss war es für die junge Frau nicht, in das Weingut einzusteigen. „Unsere Eltern haben es uns komplett offengelassen, wie wir uns beruflich entwickeln wollen“, so Heger. Kein Druck … Ihre Entscheidung fiel aus freien Stücken.
Dabei war ihre Begeisterung für den Beruf schon früh spürbar – schon als Kind war sie gerne im Keller, wenn es turbulent war während der Lese, oder draußen in den Weinbergen. Dennoch hätte sie als Teenager fast einen anderen Weg eingeschlagen und sich beruflich an ihrer Mutter und nicht an ihrem Vater orientiert. „Meine Mutter war Visagistin, das fand ich eine Zeit lang spannend. Das hat vor allem meine Kreativität angesprochen.“
Nach dem Abitur fiel dann aber der Entschluss: Winzerausbildung. Im ersten Jahr lernte sie bei Konrad Salwey, quasi noch in der Nachbarschaft des elterlichen Weingutes. Im zweiten Jahr ging sie weiter – an die Ahr zu Maike Näkel. „Die Überschwemmung und ihre Auswirkungen an der Ahr in diesem Sommer haben mich sehr erschüttert. Das Weingut Meyer-Näkel hat es schwer getroffen. Wir haben versucht, aus der Ferne zu helfen,“ sagt sie.
Auffällig ist: Beide Lehrmeister/innen kamen nicht nur aus erstklassigen Traditionsweingütern, beide waren selbst jung und hatten die Betriebe gerade erst übernommen. Viel innovative Kraft, die Rebecca Heger tanken und ins Weingut Dr. Heger mitnehmen konnte. „Ich verfolge die Entwicklungen der Weine von beiden mit großer Neugier – als ich gelernt habe, waren beide selbst noch dabei, ihre eigene Linie im Weingut einzuführen und umzusetzen“, sagt Rebecca Heger. Die Winzerin konnte nicht nur lernen, wie man Weine macht, sondern auch, wie eine neue Generation das Ruder übernimmt.
Im Hegerschen Keller ist sie nun, nach einem Önologiestudium in Geisenheim und weiteren Stationen im Mâconnais im Burgund bei Olivier Merlin und beim Schweizer Vorzeigebetrieb Ganthenbein, fleißig dabei, auch diese Erfahrungen einfließen zu lassen: Verantwortung übernehmen, Richtungen vorgeben, sich durchsetzen und gleichzeitig so viel wie möglich von ihrem Vater zu lernen, mit dem sie beispielsweise die Weine zusammen kuvetiert. Auch beim Sortiment plant sie kleine Veränderungen – nicht mehr ganz so breit solle das Angebot an Weinen sein. „Wir wollen uns konzentrieren – das Leitmotiv heißt: Burgunder, Burgunder, Burgunder.“
Foto: Joachim Heger, Rebecca Heger