Prädikatssieger - Beste Spätlese - 94 Punkte
2020 | Brauneberger Juffer - Sonnenuhr | Riesling | restsüß

Text: Axel Biesler

Die Sage vom Spätlesereiter ist tief in der deutschen Weinbaugeschichte verwurzelt. Ob es tatsächlich einem schusseligen Boten zu verdanken ist, der im Jahre 1775 mit der Ernteerlaubnis heimkehrte, als die Trauben schon vergammelt waren, mag bezweifelt werden. Dass Weine aus edelfaulen Trauben sehr gut schmecken können, war anderen Weinbaukulturen zu diesem Zeitpunkt bereits länger bekannt. Wie dem auch immer gewesen sein mag. Den Helfer Botrytis cinerea braucht es heute nicht mehr, um Zucker und Extrakt in den Beeren zu konzentrieren. Tatsächlich sind die daraus resultierenden Aromen von Honig und Karamell bei zeitgemäßen Spätlesen nicht mehr sonderlich gesucht. Bei den Fahndern steht Eleganz ganz oben auf der Liste.  Das Weingut Max Ferd. Richter bringt diesen Anspruch bei seiner Spätlese aus der Brauneberger Juffer-Sonnenuhr aromatisch ganz wunderbar auf den Punkt. Die Jury notierte: »Delikat-süße Aromatik, tropische Früchte, reife Aprikose, roter, süßer Apfel, am Gaumen sehr frisch dank lebendiger Säure und saftig-herzhafter Frucht.« Dass Familie Richter den Zeitpunkt idealer Reife ihrer Trauben in jedem Jahr mit traumwandlerischer Sicherheit erreicht, ist im Namen der Lage begründet: Eine Sonnenuhr direkt an Ort und Stelle. Exakter geht’s nicht.