LagenCup Weiß 2021
Entdeckung des Jahres
Frank Schäfer
Weingut Schäfer «Limit» - Pfalz
Beim diesjährigen LagenCup Weiß 2021, mit ausschließlich weißen Lagenweinen aus Deutschland, wurden mehr als 700 Spitzengewächse verkostet. Die 10-köpfige Jury, bestehend aus Weinjournalisten, Sommeliers und Weinhändlern widmete sich fünf Tage lang den Weinen. Wie immer wurde die Verkostung blind durchgeführt, kontrovers diskutiert und nach der 100-Punkte-Skala bewertet.
Foto: Weingut Schäfer, Winzer Frank Schäfer
Text: Axel Biesler
Bevor Frank Schäfer ins elterliche Weingut nach Mußbach zurückkehrte, sah er sich ein bisschen in der neuseeländischen Weinwelt um, weil Auslandserfahrung nie Schaden, sondern den eigenen Horizont nur erweitern kann. Vorher absolvierte er seine Ausbildung als Weinbautechniker in Bad Kreuznach. Wer nun meint, der 31-Jährige sei in dieser Zeit zu einem Winzer geworden, der bei der Weinbereitung nichts dem Zufall überlässt, der irrt gewaltig. Tatsächlich unternahm Schäfer zuhause rasch ein paar mutige Schritte, die mit einer technologisch-kontrollierten Weinerzeugung so viel gemein haben wie Dornfelder mit Gerbstoff. Dass der Vater den Sohn dabei gewähren ließ, lässt auf ein enges Vertrauensverhältnis schließen. Bis dahin sorgte das elterliche Weingut zwar für wenig Aufmerksamkeit, produzierte aber zuverlässige Qualitäten für kleines Geld. Die erzeugt es heute noch. Dass die Symbiose zwischen einem breit aufgestellten Portfolio und seltenen Premiumweinen bei den Schäfers bis heute funktioniert, ist ein nur noch selten anzutreffendes Phänomen. Denn entweder verändert sich der Stil eines Weinguts gar nicht, nur langsam oder in Gänze. Mehrere Generationen auch geschmacklich unter einen Hut zu bringen, ist nicht selten Grund für heftige Auseinandersetzungen. Frank Schäfer hat seiner eigenen Weinlinie den Namen »Limit« gegeben, weil er mit ihr Grenzen ausloten, sich an den Weinen ausprobieren will. Das verlangt ihm aber bereits in jungen Jahren viel Geduld (und seinem Vater Toleranz) ab, wenn Frank Schäfer auf mehrstündige Maischestandzeit und einer langen Lagerung seiner Weine auf der Vollhefe setzt. Worum es Frank Schäfer aber vor allem geht, ist ein eigenständiger Charakter. Um eine Unverwechselbarkeit, die so nur aus Mußbach und nur so vom Weingut Schäfer kommen kann. Lediglich rund 800 Flaschen füllt Schäfer jährlich unter seiner Premiumlinie »Limit« auf die Flasche. Die Frage, ob diese Weine die Philosophie der Schäfers widerspiegeln, beantwortet vielleicht ein Satz von Frank Schäfer auf der Website des Weinguts am besten selbst: »Ich habe immer eine Flasche Riesling im Kühlschrank. Falls jemand zu Besuch kommt, der keinen Wein mag.« Der flapsige Spruch trägt einiges in sich. Denn nicht jeder Kunde der Schäfers mag sich womöglich mit dem Anspruch der »Limit«-Weine auseinandersetzen. Wer es prickelnder, zugänglicher, gar lieblicher möchte, ist bei den Schäfers genauso gut aufgehoben. Es ist ein weites Spektrum Wein, das die Schäfers ihren Weinbergen in der Mittelhaardt abringen. Eines ist jedoch klar, wenn es darum geht, eine eigenständige Premiumlinie auf einem ohnehin schon bereits hart umkämpften Weinmarkt zu etablieren, hat Frank Schäfer bis hierhin schon einiges Köstliches geleistet. Auch deshalb würdigt das Team des LagenCups Weiß den Winzer für seine herausragende Arbeit – und möchte ihn dazu anspornen, dieser Linie treu zu bleiben. Herzlichen Glückwunsch! Denn wie steht es ebenso nicht ganz ernst gemeint auf der Website der Schäfers geschrieben: »Beim Wein ist es wie in der Politik. Man merkt erst später, welche Flasche man gewählt hat.«
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Wie der Name des Weins schon andeutet, hat Frank Schäfer nur etwas mehr oder weniger als 800 Flaschen von diesem exzellenten Weißburgunder produziert, wobei schon die Wortwahl »Produktion« etwas schwierig ist, da es sich um ein seltenes Erzeugnis hoher Güte handelt. Schäfer ist es um eine möglichst frugale Behandlung seiner Trauben bis zur Weinwerdung zu tun, lässt den Most möglichst trüb vergären, den werdenden Wein bis kurz vor der Abfüllung auf der Vollhefe und verzichtet auf eine feine Filtration. Das birgt so allerhand Risiken in sich, ist aber unumgänglich, wenn es der Anspruch eines Winzers sein will, in seinem Wein die allermöglichst kleine Herkunft zu spiegeln. Da es sich beim LagenCup wie stets um eine Blindverkostung handelt, wussten die Juroren nicht, mit welchem Wein sie es zu tun bekamen. Lediglich Rebsorte und Jahrgang waren ihnen bekannt. Ein Wein, der derart unvoreingenommen probiert wird, einen völlig eigenen Stil innehat und trotz alledem oder vielleicht eben deshalb von der Jury solch ein Lob erfährt, kann ebenso Genugtuung für den Winzer sein wie auch Ansporn für weitere, Weine mehr werden zu lassen, als Machen zu müssen. Ein Drahtseilakt. Doch die Kommentare der Verkoster sprechen Bände: »Herbe Kräuter, Bodenwürze, Gestein, Melonenschale, hintergründig und doch noch nicht ganz auf der Welt« konnten wir in den Notizen lesen. Und am Schluss noch, und das darf besonders bei einer Notiz eines Profiverkosters zum Adel gereichen, wenn der jeden Probierschluck in einem Spuckgefäß verschwinden lassen muss: »Möchte man schlucken.«
Foto: Weingut Schäfer