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LAGENCUP ROT 2020
Die besten Rotweine Deutschlands wurden gekürt

Anfang März machte sich eine hochkarätige Jury aus Sommeliers und Weinjournalisten an ihre dreitägige Arbeit, um die besten Rotweine Deutschlands ausfindig zu machen. Das Niveau der Weine war außerordentlich hoch.

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Serhat Aktas könnte eigentlich hochzufrieden sein. Eigentlich. Aber seitdem die Verkostungen für den LagenCup abgeschlossen sind, überschlagen sich die Ereignisse. »Natürlich habe ich darüber nachgedacht, ob die Veröffentlichung der Ergebnisse derzeit überhaupt Sinn ergibt«, sagt er. Schließlich hat sich der Wettbewerbs-Organisator aber doch für eine Publikation entschieden. Es brauche in diesen Zeiten auch Nachrichten abseits der Krise, ist Aktas überzeugt. Der LagenCup richtet sich an deutsche Weine, die ausschließlich aus einer bestimmten Weinbergslage stammen dürfen. Rund 300 Rotweine aus allen bedeutenden deutschen Anbaugebieten standen zur Verkostung bereit. Eine hochkarätige Jury aus Sommeliers und Weinjournalisten beurteilte die Weine in einer verdeckten Probe nach dem international gängigen 100-Punkte-System.

Rund 300 rote Lagenweine aus allen bedeutenden deutschen Anbaugebieten standen zur Verkostung bereit

Mit einem Anteil von rund 11 Prozent der gesamten deutschen Anbaufläche, machte der Spätburgunder dann auch den Großteil der eingereichten Weine aus. Gefolgt von Lemberger, Portugieser sowie mediterranen Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Syrah. Wiewohl letztere auch hierzulande mittlerweile recht zuverlässig zu vollständiger Reife gelangen und zuweilen exzellente Weine hervorbringen, liegt die Expertise der deutschen Winzer bis auf Weiteres beim Spätburgunder. Dass die Top-Ten des LagenCups ausschließlich aus Weinen dieser Sorte bestehen, verwundert deshalb nicht. Umso bemerkenswerter aber ist die Beobachtung, mit welchem Selbstbewusstsein die Winzer bei dieser Sorte mittlerweile zu Werke gehen.

Der LagenCup listet in seiner Top-Ten gleich drei Spätburgunder aus Württemberg. Wenn das mal kein Statement ist.

Die Zeiten, als sich ein hochwertiger deutscher Rotwein durch übermäßigen Holzeinsatz und massive Konzentration auszeichnete, scheinen jedenfalls der Vergangenheit anzugehören. Wiewohl der Anteil roter Sorten in Württemberg im bundesweiten Vergleich seit jeher sehr hoch ist, war von den Weinen vor allem im hochwertigen Bereich in der Vergangenheit nur verhältnismäßig selten die Rede. Das ändert sich offenbar: Der LagenCup listet in seiner Top-Ten gleich drei Spätburgunder aus Württemberg. Wenn das mal kein Statement ist. 

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Die Jury des LagenCups: u.v.l.n.r. Kevin Leismann, Yvonne Heistermann, Janine Woltaire, Axel Biesler. o.v.n.r. Serhat Aktas, Jakub Kościelniak, Benjamin Becker, Peter Jakob, Nico Böttcher und Alexander Seiser

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Die Sieger

PLATZ 1

2015 Laumersheimer Steinbuckel Pinot Noir, Weingut Philipp Kuhn, PFALZ

Der Sieger des diesjährigen LagenCups ist wahrlich kein Unbekannter. Philipp Kuhn kommt aus dem Dörfchen Laumersheim in der nördlichen Pfalz. Dass die 1000-Seelen-Gemeinde weit über ihre eigenen Grenzen bekannt ist, hat sie nicht zuletzt solchen Ausnahme-Winzern wie Philipp Kuhn zu verdanken. Mit dem 2015er Pinot Noir aus der extrem kalkreichen Lage Steinbuckel ist dem Pfälzer ein herausragender Wein gelungen, was nicht zuletzt daran liegt, dass er Finesse und Kraft zu einer raffinierten Delikatesse zu bündeln vermag, die in der Nase ebenso ausdrucksstark wie komplex daherkommt und am Gaumen ein aromatisches Feuerwerk zündet, dass es die reinste Freude ist. »Packt am Gaumen wunderbar feinsaftig und -pfeffrig zu und hält sehr lange an«, notierte ein begeisterter Juror. Über seine Philosophie in Weinberg und Keller sagte Kuhn einmal: »Was zählt, sind Erfahrung und das richtige Bauchgefühl.« Beim 2015er Steinbuckel muss sich das sehr wohlig angefühlt haben. Denn Liebe geht bekanntlich ja stets auch durch den Magen. (96 Punkte)

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PLATZ 2 (2x)

2015 »Rouge de Schulz Nr.1« Lorcher Bodenthal-Steinberg Pinot Noir, Weingut Chat Sauvage, RHEINGAU

Als der Unternehmer Günter Schulz vor rund 20 Jahren das Weingut Chat Sauvage im Rheingau gründete, wurde er von vielen belächelt. Schulz dachte nämlich gar nicht daran, die den Rheingau dominierende Rebsorte Riesling zu kultivieren, sondern konzentrierte sich ausschließlich auf Chardonnay und Pinot Noir. Wenn es Jahrgang und Güte zulassen, füllt das Weingut eine rare Fasselektion als »Rouge de Schulz Nr. 1«. Der 2015er duftet facettenreich nach Liguster, dunklen Beeren und herben Kräutern. »Am Gaumen öffnet er sich mit frischem Tannin und reifer Frucht. Köstlich!«, gab die Jury kund und war sich schnell darüber einig, dass sie es mit einem exzellenten Pinot Noir zu tun hat. 2005 hat die gebürtige Schwäbin Verena Schöttle bei Chat Sauvage angeheuert und zeichnet mittlerweile nicht nur für Außenbetrieb und Keller verantwortlich, sondern ist seit dem letzten Jahr auch Mitgesellschafterin des Weinguts. Schöttle hat in den vergangenen Jahren Außergewöhnliches geleistet. Davon legt der 2015er »Rouge de Schulz Nr. 1« nun köstliches Zeugnis ab. Eines unter vielen. Aber ein ganz besonderes gewiss auch. (95 Punkte)

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PLATZ 2 (2x)

2015 Brauneberger Klostergarten Pinot Noir***, Weingut Markus Molitor, MOSEL

Die Weine der Mosel sind in erster Linie weiß und bestehen in den allermeisten Fällen aus der Sorte Riesling. In früheren Zeiten war das anders. Da wurden an der Mosel vorwiegend rote Sorten angebaut. Einer, der bereits früh in seiner Winzer-Karriere an das Potenzial des Pinots Noirs in den schiefrigen Weinbergen der Mosel glaubte, ist Markus Molitor. Zu seinen besten Schiefersteillagen gehört zweifelsfrei der Brauneberger Klostergarten, den Molitor bereits vor vielen Jahren mit Pinot Noir-Reben aus dem Burgund bepflanzte. Nun sind die Pflanzen in eine Symbiose getreten, bringen die fruchtige Eleganz ihres französischen Ursprungs und das schiefrige Terroir ihrer neuen Heimat ins Glas. Die Jury berichtet von einer »sagenhaften Frische mit großartigen Fruchtaromen von Kirschen und Himbeeren«. Seine allerbesten Weine bedenkt Molitor mit maximal drei Sternchen. Dem 2015er Brauneberger Klostergarten hat er sie spendiert. Und die Jury des LagenCups durfte sich von einer Qualität überzeugen, die nicht nur an der Mosel ihresgleichen sucht. Eine vorzügliche Delikatesse! (95 Punkte)

 
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PLATZ 4 (2x)

2016 Fellbacher Lämmler Spätburgunder GG, Weingut Schnaitmann, WÜRTTEMBERG

Wenn eine Region in Deutschland eigentlich schon immer bekannt war für ihre Rotweine, dann ist es Württemberg. Doch über ihre hohe Güte war nur selten die Rede. Trollinger heißt die Sorte, die bis heute zu den meist angebauten roten Sorten im Ländle gehört, aus der zum größten Teil leichte Tischweine erzeugt werden. Doch mit Lemberger und Spätburgunder reüssiert die Region mittlerweile seit einiger Zeit. Und das wird auch der breiteren Öffentlichkeit, wenn auch langsam, aber immerhin sicher klar. Was ganz bestimmt auch daran liegt, dass sich der Weinkonsum in Württemberg mittlerweile auch außerhalb der Landesgrenzen abspielt. Rainer Schnaitmann gehört gewiss zu den Pionieren, wenn es darum geht, der hohen Güte württembergscher Rotweine einen unvergleichlichen Ausdruck zu verleihen: Sein Fellbacher Lämmler duftet enorm konzentriert nach Cassis und Gewürzen und kommt am Gaumen so geschmeidig und elegant daher, dass es die reinste Freude ist. 

(95 Punkte)

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Platz 4 (2x)

2017 Fellbacher Lämmler Spätburgunder GG, Weingut Aldinger, WÜRTTEMBERG

In den achtziger Jahren begann Gert Aldinger mit internationalen Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon in seinen Weinbergen zu experimentieren. Anfangs wurde er dafür belächelt, für die Weine zollte man ihm ein paar Jahre später größten Respekt. Merlot und Cabernet werden mittlerweile auch hierzulande regelmäßig reif. Dennoch haben seine Söhne Hansjörg und Matthias Aldinger in den vergangenen Jahren einen anderen Weg eingeschlagen. »Wir lieben die Burgunder-Rebsorten und bauen auch den Lemberger immer häufiger burgundisch aus«, hat Matthias Aldinger in einem Interview einmal gesagt. Aldingers 2017er Spätburgunder aus dem Fellbacher Lämmler trotzt einem schwierigen Jahr mit transparenter Frucht, lebhafter Säure und seidigen Gerbstoffen. Die Jury hob bei der Verkostung den sensiblen Umgang beim Ausbau des Weines in kleinen Eichenholzfässern hervor und notierte: »Für Grandezza im Glas braucht es Gespür im Keller«. Geführt wird das Weingut von den Brüdern Hansjörg und Matthias Aldinger (95 Punkte)

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PLATZ 6

2017 Hohen-Sülzener Kirchenstück Spätburgunder GG, Battenfeld-Spanier, RHEINHESSEN

Weil Hans Oliver Spanier und Carolin Spanier-Gillot mit ihren Rieslingen alljährlich für Aufsehen und Verzückung in der Weinwelt sorgen, gehen ihre Spätburgunder bisweilen etwas unter. Völlig zu Unrecht! Dabei bieten die kalkreichen Weinberge des Weinguts beste Voraussetzungen für den Anbau dieser kapriziösen Sorte. Es verwundert daher nicht, dass der Jury »ein burgundischer Stil« bei der Verkostung auffiel. Das 2017er große Gewächs aus dem Kirchenstück duftet nach Kirschen, Cassis und feiner Rauchwürze, bevor dieser erhabene Spätburgunder ebenso grazil wie kraftvoll gleichsam über den Gaumen zu schweben scheint. Über seine Arbeit sagte Hans Oliver Spanier einmal, dass seine Weine den Raum zwischen Handeln und Loslassen ausloten würden. »Jedes Jahr, fast jeder Tag ist ein Unikat im Weinbau.« Wie sehr sich diese Philosophie in den Weinen spiegelt, macht dieser Spätburgunder nur allzu deutlich, wenn jeder Schluck eine neue Welt der Aromen und Emotionen öffnet. Darin einzutauchen, bedeutet Weingenuss vom Allerfeinsten! (95 Punkte) 

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PLATZ 7

2014 Nussdorfer Kaiserberg Pinot Noir, Weingut Oliver Zeter, PFALZ

Oliver Zeters besonderes Augenmerk gilt der Sorte Sauvignon Blanc, die mittlerweile knapp die Hälfte seiner rund 24 Hektar großen Weinbaufläche ausmacht. Was sicherlich auch damit zu tun hat, dass Zeter einige Zeit als Weinbautechniker in Südafrika verbrachte. Doch liegt ihm eine klassische europäische Rebsorte wie der Pinot Noir ebenso am Herzen. Davon durfte sich die LagenCup-Jury beim 2014er Pinot Noir aus dem kalkreichen Nussdorfer Kaiserberg nun mehr als nur überzeugen. Besonders angetan zeigten sich die Verkoster von einem »ebenso individuellen wie ausbalancierten Stil, der sich am Gaumen mit vitaler Säure, knackfrischer Frucht und rauchiger Würze zu erkennen gibt.« Nach Maischegärung und Ausbau in 300 Liter Eichenholzfässern wurde der Wein ohne Schönung und Filtration abgefüllt. Oliver Zeter gründete sein Weinbauprojekt 2003, das sich rasch von einem Hobby zu einem erfolgreichen Unternehmen entwickelte. Der trinkselige Bär auf den Etiketten der Zeter-Weine entstammt übrigens der Feder des bekannten Pfälzer Künstlers Otto Dill, der die Zeichnung seinerzeit an Zeters Urgroßvater als Postkarte verschickte. (94 Punkte)

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PLATZ 8

2015 Stettener Mönchberg »Öde Halde« Spätburgunder GG, Weingut Beurer, WÜRTTEMBERG

Bis zum Europameister im BMX-Radfahren hat es Jochen Beurer gebracht, bevor er sich schließlich dazu entschloss, den Profisport an den Nagel zu hängen, um sich voll und ganz dem Weingut zu widmen. Beurer tut das mit der gleichen leidenschaftlichen Kraft, wie er früher in die Pedale gestiegen ist. Mit seinem 2015er Spätburgunder aus dem Stettener Mönchberg ist Beurer ein wunderbar eigenständiger Wein gelungen. Das blieb auch der Jury nicht verborgen, die obendrein von »vielschichtiger Eleganz, hochfeinen Tanninen und grandioser Länge« schwärmte. Die Reben wachsen auf einem Boden aus buntem Mergel, deren Trauben im Herbst mit der Hand gelesen werden. Nach ausgedehnter Maischegärung mit wilden Hefen reifte der Wein für rund zwei Jahre in 300 Liter Fässern aus Eichenholz, bevor er ohne Schönung und Filtration abgefüllt wurde. Beurer arbeitet seit 2003 ökologisch und legte vor einigen Jahren noch eine Schippe drauf, als er seine komplette Weinbergfläche auf eine biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umstellte. Warum er Winzer geworden ist, wurde Beurer einmal gefragt: »Weil meine beiden älteren Schwestern schon etwas Besseres vorhatten.« Das war vielleicht sogar ein Glück, sonst gäbe es solch famose Spätburgunder womöglich gar nicht. (94 Punkte)

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PLATZ 9

2017 Klingener Herrenberg Spätburgunder, Weingut Rinck, PFALZ

Das Schöne an sogenannten Blindproben ist nicht zuletzt die Tatsache, dass die Verkoster einigermaßen unvoreingenommen an ihre Arbeit geben. So kommt es dann auch immer mal wieder vor, dass Weingüter an die Oberfläche gespült werden, von denen vorher nur wenig die vinophile Rede war. Der 2017er Spätburgunder aus dem südpfälzischen Klingener Herrenberg begeisterte die Jury mit seinem Duft nach Kirschen und Himbeeren, dem ein ebenso aromatischer wie eleganter Geschmack folgte. »Eigenständige Grazie«, notierte ein verzückter Verkoster. Schier aus dem Häuschen wäre der womöglich gewesen, wenn er den Preis für diesen saftigen Prachtkerl erfahren hätte. In der Liste der Top Ten des diesjährigen LagenCups gehört der Spätburgunder aus dem Herrenberg zu den absoluten Best Buys. Seit 2013 zeichnet der junge Niko Leonhard für An- und Ausbau der Weine verantwortlich, während sich seine Mutter hauptsächlich um Vertrieb und Verkauf kümmert. Beim Verkosten der Fassmuster hat ihre Meinung allerdings gehöriges Gewicht. Gut so, möchte man da konstatieren. (94 Punkte)

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PLATZ 10 (4x)

Hier hat man sich für vier Weine entschieden, weil diese exakt dieselben Punkte bekamen und es definitiv verdient haben, hier platziert zu werden!

2017 Edenkobener »Schwarzer Letten« Pinot Noir, Weingut Stefan Meyer, PFALZ

Stefan Meyer ist im kleinen südpfälzischen Städtchen Rhodt unter Rietburg zuhause. Das trägt die älteste Herkunft des Pinot Noirs quasi bereits im Ortsschild: Rhodt ist Partnerstadt von Vougeot an der Côte-d’Or. Die gleichnamige Grand Cru-Lage gehört zu den berühmtesten Weinbergen der Welt, ihre Pinots zu den gefragtesten. Stefan Meyer eifert diesen Monumenten der Weinwelt nicht nach. Längst hat er seinen eigenen Stil gefunden, den er in jedem Jahr noch zu verfeinern vermag. Meyers 2017er »Schwarzer Letten« überraschte die Jury mit seinem »mächtigen Duft«, dem jedoch ein wunderbar »präziser und klarer Geschmack« folgte. Dass Meyer ein feines Händchen und ein sensibles Gespür beim Ausbau seiner Weine in kleinen und großen Eichenholzfässern besitzt, macht der »Schwarze Letten« einmal mehr deutlich, wenn seine rauchige Würze diskret bleibt und die Gerbstoffe dem Wein jenes Rückgrat verleihen, die für eine lange Reife unabdingbar ist. Meyer bringt es auf den Punkt: »Beim Ausbau bleiben wir, ob Holz oder Stahl, schnörkellos.« (94 Punkte)

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2016 Westhofener Morstein Spätburgunder GG, Weingut Gutzler, RHEINHESSEN

Der kalkreiche Westhofener Morstein im südlichen Rheinhessen ist berühmt für seine Rieslinge. Dass er auch für den Anbau von Spätburgunder optimale Bedingungen bietet, beweist das Weingut Gutzler bereits seit vielen Jahren. Tatsächlich hat sich die Familie schon früh auf die Erzeugung von hochwertigen Rotweinen aus klassischen Rebsorten konzentriert. Von diesem Erfahrungsvorsprung kann das Weingut heute profitieren. Der 2016er weckt Assoziationen an große Namen der Côte-d’Or. Sein rauchig-würziger Duft wurde von der Jury ebenso goutiert wie seine straffe Konzentration und facettenreiche Länge. Ein Juror notierte: »Ich weiß nicht, mit welcher Frucht ich diesen Geschmack vergleichen kann. Ich nenne ihn mal rauchige Saftigkeit. Großartig!« Die Weinberge werden von Michael Gutzler biologisch bewirtschaftet, der im Keller einen frugalen Ansatz beim Umgang mit seinen Weinen verfolgt. Oder anders gesagt: Weniger ist mehr. (94 Punkte)

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2017 Oberrotweiler Eichberg Spätburgunder GG, Weingut Salwey, BADEN

Wenn ein Weinprofi bei einer Verkostung »großes Kino« ausruft, bedeutet das nichts weniger, als dass er es mit einem großen Wein im Glas zu hat. Dabei deckt das »Große Kino« Geruch und Geschmack gleichermaßen ab, ist Ausdruck seiner Begeisterung. Ja, es darf beim Weinprobieren gerne auch einmal emotional zugehen. Wie kaum ein anderes Kulturgetränk ist es in der Lage, Gefühle zu transportieren. Dass sich solcherlei Ausbrüche nun ausgerechnet bei einem Spätburgunder von Konrad Salwey ereigneten, ist insofern bemerkenswert, da der Kaiserstühler Winzer mittlerweile einem Stil frönt, der Feinheit und Herkunft an die vorderste Stelle rückt. In einer sehr warmen Region mit ihren hitzigen Vulkanböden stellt dieser Anspruch ein bisweilen schwieriges Unterfangen dar. Salwey meistert sie bravourös, liest seine Trauben vergleichsweise früh, vertraut auf ein langes Hefelager und füllt seine Weine vergleichsweise spät ab, bevor er sie noch viel später in den Verkauf bringt. Am Ende ist es womöglich diese Verzögerung, die den Weinen einen aromatischen Vorsprung verschaffen. »Der Wein hat unglaublich viel Kraft, ohne fett zu wirken«, bemerkte ein Verkoster und trifft den Nagel damit auf den Kopf.

(94 Punkte) 

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2017 Neuenahrer Kirchtürmchen Spätburgunder GG, Weingut Deutzerhof Cossmann-Hehle, AHR

Hans-Jörg Lüchau bleibt dem Weingut als Kellermeister und Betriebsleiter erhalten. Das war wohl einer der besten Nachrichten, nachdem bekannt wurde, dass die ehemalige Inhaberin, Hella Hehle, das Traditionsgut Anfang des Jahres zur Veräußerung brachte. Lüchau hat den Stil der Spätburgunder des Deutzerhofs über viele Jahre maßgeblich geprägt und wird das auch weiterhin tun. Dass er ein Freund von Frucht und Würze ist, macht auch das 2017er große Gewächs aus dem Kirchtürmchen unmissverständlich klar. Die Jury belobigte eine »eindrückliche Kräuternote, gepaart mit saftig-reifer Spätburgunderfrucht.« Das Kirchtürmchen ist für die steilen Verhältnisse an der Ahr eine vergleichsweise flache Lage aus Lehm und Schiefer. Nach selektiver Handlese werden die Trauben von ihren Rappen getrennt und in Edelstahltanks auf der Maische vergoren. Über einen Zeitraum von rund 18 Monaten erfolgt die Reifung und Klärung der Weine in kleinen burgundischen Eichenholzfässern. Die natürliche Sedimentation macht eine mechanische Filtration der Weine bei der Füllung überflüssig. Wolfgang Hehle erweckte das Weingut seinerzeit aus dem Dornröschenschlaf.  (94 Punkte)

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LagenCup Rot 2020

Sonderpreise

LAGENCUP ROT 2020
Die besten Rotweine Deutschlands wurden gekürt

Anfang März machte sich eine hochkarätige Jury aus Sommeliers und Weinjournalisten an ihre dreitägige Arbeit, um die besten Rotweine Deutschlands ausfindig zu machen. Das Niveau der Weine war außerordentlich hoch.

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Rebsortensieger Spätburgunder

2018 Oberbergener Bassgeige Spätburgunder, Weingut Franz Keller, BADEN

In Anbetracht des heißen Jahrgangs ist Kellers Spätburgunder eine geradewegs tollkühne Erfrischung. »Saftig, lebhaft, vielschichtig«, berichtete ein Verkoster. Mit rund 280 Hektar gehört die Oberbergener Bassgeige zu den größten Einzellagen am Kaiserstuhl. Vor der Flurbereinigung, in den siebziger Jahren, soll der Weinberg dem Streichinstrument einmal ähnlichgesehen haben. Kellers Reben wachsen auf einer basalt- und lösshaltigen Parzelle, die im Sommer von allzu viel Sonne verschont bleibt. Der Ausbau erfolgte in gebrauchten kleinen französischen Eichenholzfässern. Tatsächlich spielt die Toastwürze bei dieser feinsaftigen Delikatesse nur eine untergeordnete Rolle, spendiert ihr rauchige Nuancen und elegante Gerbstoffe. Baden, könnte man meinen, erfindet sich gerade neu. (93 Punkte)

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2017 Fellbacher Lämmler Spätburgunder GG, Weingut Aldinger, WÜRTTEMBERG

In den achtziger Jahren begann Gert Aldinger mit internationalen Rebsorten wie Merlot oder Cabernet Sauvignon in seinen Weinbergen zu experimentieren. Anfangs wurde er dafür belächelt, für die Weine zollte man ihm ein paar Jahre später größten Respekt. Merlot und Cabernet werden mittlerweile auch hierzulande regelmäßig reif. Dennoch haben seine Söhne Hansjörg und Matthias Aldinger in den vergangenen Jahren einen anderen Weg eingeschlagen. »Wir lieben die Burgunder-Rebsorten und bauen auch den Lemberger immer häufiger burgundisch aus«, hat Matthias Aldinger in einem Interview einmal gesagt. Aldingers 2017er Spätburgunder aus dem Fellbacher Lämmler trotzt einem schwierigen Jahr mit transparenter Frucht, lebhafter Säure und seidigen Gerbstoffen. Die Jury hob bei der Verkostung den sensiblen Umgang beim Ausbau des Weines in kleinen Eichenholzfässern hervor und notierte: »Für Grandezza im Glas braucht es Gespür im Keller«. (95 Punkte

 
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2016 Fellbacher Lämmler Spätburgunder GG, Weingut Schnaitmann, WÜRTTEMBERG

Wenn eine Region in Deutschland eigentlich schon immer bekannt war für ihre Rotweine, dann ist es Württemberg. Doch über ihre hohe Güte war nur selten die Rede. Trollinger heißt die Sorte, die bis heute zu den meist angebauten roten Sorten im Ländle gehört, aus der zum größten Teil leichte Tischweine erzeugt werden. Doch mit Lemberger und Spätburgunder reüssiert die Region mittlerweile seit einiger Zeit. Und das wird auch der breiteren Öffentlichkeit wenn auch langsam, aber immerhin sicher klar. Was sicherlich auch daran liegt, dass sich der Weinkonsum in Württemberg mittlerweile auch außerhalb der Landesgrenzen abspielt. Rainer Schnaitmann gehört gewiss zu den Pionieren, wenn es darum geht, der hohen Güte württembergischer Rotweine einen unvergleichlichen Ausdruck zu verleihen: Sein Fellbacher Lämmler duftet enorm konzentriert nach Cassis und Gewürzen und kommt am Gaumen so geschmeidig und elegant daher, dass es die reinste Freude ist. 

(95 Punkte)

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2015 Laumersheimer Steinbuckel Pinot Noir, Weingut Philipp Kuhn, PFALZ

Der Sieger des diesjährigen LagenCups ist wahrlich kein Unbekannter. Philipp Kuhn kommt aus dem Dörfchen Laumersheim in der nördlichen Pfalz. Dass die 1000-Seelen-Gemeinde weit über ihre eigenen Grenzen bekannt ist, hat sie nicht zuletzt solchen Ausnahme-Winzern wie Philipp Kuhn zu verdanken. Mit dem 2015er Pinot Noir aus der extrem kalkreichen Lage Steinbuckel ist dem Pfälzer ein herausragender Wein gelungen, was nicht zuletzt daran liegt, da er Finesse und Kraft zu einer raffinierten Delikatesse zu bündeln vermag, die in der Nase ebenso ausdrucksstark wie komplex daherkommt und am Gaumen ein aromatisches Feuerwerk zündet, dass es die reinste Freude ist. »Packt am Gaumen wunderbar feinsaftig und -pfeffrig zu und hält sehr lange an«, notierte ein begeisterter Juror. Über seine Philosophie in Weinberg und Keller sagte Kuhn einmal: »Was zählt, sind Erfahrung und das richtige Bauchgefühl.« Beim 2015er Steinbuckel muss sich das sehr wohlig angefühlt haben. Denn Liebe geht bekanntlich ja stets auch durch den Magen.  (96 Punkte)

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2014 Nussdorfer Kaiserberg Pinot Noir, Weingut Oliver Zeter, PFALZ

Oliver Zeters besonderes Augenmerk gilt der Sorte Sauvignon Blanc, die mittlerweile knapp die Hälfte seiner rund 24 Hektar großen Weinbaufläche ausmacht. Was sicherlich auch damit zu tun hat, dass Zeter einige Zeit als Weinbautechniker in Südafrika verbrachte. Doch liegt ihm eine klassische europäische Rebsorte wie der Pinot Noir ebenso am Herzen. Davon durfte sich die LagenCup-Jury beim 2014er Pinot Noir aus dem kalkreichen Nussdorfer Kaiserberg nun mehr als nur überzeugen. Besonders angetan zeigten sich die Verkoster von einem »ebenso individuellen wie ausbalancierten Stil, der sich am Gaumen mit vitaler Säure, knackfrischer Frucht und rauchiger Würze zu erkennen gibt.« Nach Maischegärung und Ausbau in 300 Liter Eichenholzfässern wurde der Wein ohne Schönung und Filtration abgefüllt. Oliver Zeter gründete sein Weinbauprojekt 2003, das sich rasch von einem Hobby zu einem erfolgreichen Unternehmen entwickelte. Der trinkselige Bär auf den Etiketten der Zeter-Weine entstammt übrigens der Feder des bekannten Pfälzer Künstler Otto Dill, der die Zeichnung seinerzeit an Zeters Urgroßvater als Postkarte verschickte.  (94 Punkte)

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Rebsortensieger Lemberger

2018 Michelfelder Himmelberg Blaufränkisch, Weingut Nägele, BADEN

Der Michelfelder Himmelberg im nördlichen Baden ist vornehmlich mit weißen Sorten bepflanzt. Noch möchte man meinen, denn bei weiterhin steigenden Durchschnittstemperaturen könnte es denen dort bald zu heiß werden. Das Weingut Nägele versucht sich bereits seit einigen Jahren am Lemberger und vermarktet ihn unter seinem Synonym Blaufränkisch. Klima sowie die tiefgründigen Lössböden mit hohem Kalkanteil scheinen der Sorte bestens zu bekommen. Die Jury lobte eine »feine Balance zwischen Frucht, Säure und Gerbstoffen« und war sich sicher, dass der Wein seine besten Jahre noch vor sich hat. Große Stücke hält Tobias Nägele übrigens auch auf Cabernet Franc, den er ebenfalls im Michelfelder Himmelberg kultiviert und reinsortig abfüllt. (91 Punkte)

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2017 »R Spermen« Leimener Herrenberg Blaufränkisch GG, Weingut Seeger, BADEN

Leimen ist nicht nur durch Boris Becker berühmt geworden, auch Thomas Seeger hat seinen vinophilen Beitrag für die kleine Ortschaft geleistet, die heute weit über ihre eigenen nordbadischen Grenzen bekannt ist. Seeger versteht sich vorzüglich auf den Ausbau seiner Weine in kleinen französischen Eichenholzfässern. Für seinen Blaufränkischen gab es von der Jury viel Applaus: Von einer »großartigen Rauch- und Pfefferwürze« wusste die zu berichten und konstatierte: »Dieser Wein steht erst ganz am Anfang seiner Karriere, dass er die hinlegen wird, steht außerfrage.« Mit seinen facettenreichen Böden aus Löss-Lehm, Muschelkalk und Buntsandstein bietet der Leimener Herrenberg beste Voraussetzungen für mineralisch geprägte Weine mit Tiefgang und Biss. Seegers Blaufränkischer darf dafür als bestes und köstliches Beispiel gelten. (93 Punkte) 

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2016 »Der schwarze Löwe« Kleinbottwarer Oberer Berg Lemberger, Weingut Graf Adelmann, WÜRTTEMBERG

Wenn es um exzellente Rotweine geht, hat Württemberg mit dem Lemberger einen echten Hochkaräter in petto. In keiner anderen deutschen Weinbauregion findet diese Sorte eine größere Verbreitung. Dass die Jury beim »schwarzen Löwen« von Graf Adelmann »ein delikates Spiel von Toastwürze und Frucht« hervorhob, verwundert auch deshalb nicht, da Michael Graf Adelmann bereits dafür in den achtziger Jahren mit kleinen Eichenholzfässern aus Frankreich zu arbeiten begann. Rund vier Jahrzehnte Erfahrung haben ihre köstlichen Spuren hinterlassen. Heute wird das Weingut von Felix Graf Adelmann geführt, der nicht nur bei den Weinen frische Akzente setzt, sondern auch für das neue Design mit den keilförmigen Streifen verantwortlich zeichnet. Wer einmal die imposanten Fensterläden von Burg Schaubeck, dem Anwesen der Adelmanns, bewundert hat, wird schnell erkennen, wovon Adelmann inspiriert worden ist. Der neue Look wurde mit dem Red Dot Award ausgezeichnet. (94 Punkte)

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2015 Stettener Mönchberg Schalksberg Lemberger GG, Weingut Beurer, WÜRTTEMBERG

1997 entschloss sich Familie Beurer, aus der örtlichen Genossenschaft auszutreten, um ein eigenes Weingut zu gründen. Seitdem geht es steil bergauf. Das gilt nicht nur für den Mönchberg, der mit einer Hangneigung von bis zu 50 Prozent an manchen Stellen ziemlich steil ausfallen kann, sondern auch für die Weine der Beurers. Jochen Beurer ist ein konsequenter Vertreter der Spontangärung, die in Württemberg bis vor wenigen Jahren noch völlig unüblich war. »Anregend, griffig und wunderbar saftig« notierte die Jury bei der Verkostung seines Lembergers, der jetzt in die erste Genussreife kommt. Wir lange die andauern wird, ist momentan kaum abzusehen. Doch eines steht fest: Seinen Höhepunkt wird auch dieser Wein irgendwann einmal erleben. Die Frage ist nur, wer ihn zu diesem Zeitpunkt genießen darf und davon berichtet. (94 Punkte)

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2014 Verrenberger Verrenberg Lemberger GG, Weingut Fürst Hohenlohe Oehringen, WÜRTTEMBERG

Das Weingut Fürst von Hohenlohe Oehringen befindet sich seit 27. Generation im Familienbesitz. Die ersten Aufzeichnungen gehen sogar bis in das Jahr 1253 zurück. Die von der VDP. (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) als „Grosse Lage“ zertifizierte Lage Verrenberg ist eine „Monopollage“ des Familienweinguts. Auf diesem sonnenverwöhnten Südhang, mit einer 45-Grad Steigung, wächst nicht nur die Rebsorte Lemberger, sondern auch Spätburgunder sowie Riesling. Die Reben gedeihen hier auf Keupersandstein mit Muschelkalkhorizont, was für die Hohenloher Ebene einzigartig ist. »Mit einer hohen Komplexität, Finesse, tollen Frische durch die stramme Säurestruktur und großartigem Nachhall« präsentiert sich der 2014er Lemberger betont der Jury. Joachim Brand ist der Betriebsleiter und bewirtschaftet die Weinberge organisch-biologisch.

(92 Punkte)

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Rebsortensieger Frühburgunder

2017 Mayschosser Mönchberg Frühburgunder GG, Weingut Deutzerhof Cossmann-Hehle, AHR

Wie der Name schon sagt, werden die Trauben des Frühburgunders rund zehn Tage früher als die seines Verwandten Spätburgunders reif. Während sich Wildtiere und Insekten an den süßen Früchten delektieren, müssen die Winzer häufig empfindliche Ertragseinbußen in Kauf nehmen. Ohne geeignete Schutzmaßnahme kann das in manchen Jahren zu Totalausfällen führen, da die Erträge des Frühburgunders natürlicherweise bereits vergleichsweise gering ausfallen. Auch deshalb findet man die Sorte heute immer seltener in den deutschen Weinbergen. Im Portfolio des Deutzerhofs bleibt sie ein fester Bestandteil und wächst auf den schiefrigen Böden des Mönchbergs. »Ahr, Frühburgunder und Schiefer ergeben ein unvergleichliches Aroma«, bemerkte die Jury und lobte obendrein den »feinsaftigen Geschmack sowie einen gezügelten Holzeinsatz.«  (94 Punkte)

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Rebsortensieger Syrah

2017 Achkarrer Schlossberg Syrah, Weingut Fritz Waßmer, BADEN

Im Achkarrer Schlossberg von Boden zu sprechen, ist auch deshalb nicht ganz einfach, weil die rund 80 Hektar große Lage kaum über Humus verfügt. Ohne entsprechende organische Nachhilfen hätten selbst die als äußerst zäh geltenden Weinreben in manchen Jahren große Mühe glimpflich durch den Sommer zu kommen. Der Boden des erloschenen Vulkans besteht zum allergrößten Teil aus dunklem, verwittertem Lavagestein und heizt sich im Sommer sehr leicht auf. Da konnte es kein Fehler sein, dass sich Fritz Waßmer dazu entschloss, einige Parzellen mit der sonnengewöhnten Sorte Syrah zu bepflanzen. Sein 2017er ist gewiss ein mächtiger Wein, wenn die Jury einerseits »Fülle und Kraft« notierte, andererseits aber betonte, wie exzellent Schlossberg und Syrah miteinander harmonieren würden. Von »Thymian, Rosmarin, Tabak« ist da die Rede, als hätte man es mit dem Süden Australiens zu tun. Das Claim für Baden könnte zukünftig also lauten: »Badischer Wein – von der Sonne gelernt«. (93 Punkte)

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Jahrgang 2010

LAGENCUP ROT 2020
Die besten Rotweine Deutschlands wurden gekürt

Anfang März machte sich eine hochkarätige Jury aus Sommeliers und Weinjournalisten an ihre dreitägige Arbeit, um die besten Rotweine Deutschlands ausfindig zu machen. Das Niveau der Weine war außerordentlich hoch.

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Während die Weinwelt den deutschen Riesling in all seinen Facetten bejubelt, ist vom Spätburgunder vergleichsweise selten zu hören. Dabei hat sich seine Qualität in den letzten Jahren enorm verbessert – und Reifepotenzial besitzt er obendrein.

 

Einen Sonderpreis für den besten Rotwein des Jahrgangs 2010 auszuloben, ist schon deshalb heikel, weil die geringen Bestände bei vielen Winzern entweder bereist lange abverkauft sind oder als Raritäten in ihren Schatzkammern schlummern. Umso erfreulicher, wenn die für den LagenCup nun von so vielen Winzern geöffnet wurden. Umso mutiger, weil es sich bei dieser Verkostung einmal nicht um Riesling, sondern um Deutschlands rote Sorten drehte. Die überwiegende Anzahl der eingereichten Weine waren Spätburgunder. Und der hatte es 2010 wahrlich nicht leicht. Während beim Riesling ein gewisser Fäulnisanteil selbst für trockene Weine tolerierbar ist, bedeuten kranke Spätburgundertrauben den sicheren Weg in den Weißherbst.

Die Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen 2010 dürfte ein hervorragender Weißherbst-Jahrgang gewesen sein. Die Sonne zeigte sich selten, während sich vom Himmel nicht enden wollende Sturzfluten ergossen. Warm war er, weshalb Pilzkrankheiten keine Ausnahme, sondern zur Regel wurden. Die setzten vor allem dem dünnhäutigen Spätburgunder besonders zu. Ohne penibelste Selektionsarbeit im Weinberg und bei der Traubenannahme war in diesem Jahr kein Staat zu machen, von einem exzellenten Spätburgunder ganz zu schweigen. Die Leistung, die trotz dieser widrigen Umstände von so vielen Winzern erbracht wurde, ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen. Geradezu sensationell frisch und jugendlich präsentierten sich die besten Exemplare bei der LagenCup-Verkostung. Von Tertiär-Aromen war in den Verkostungsnotizen jedenfalls kaum oder gar nicht die Rede. So darf diese Probe auch als Beleg dafür gelten, dass Deutschlands Spätburgunder in den letzten Jahren nicht nur qualitativ zugelegt haben, sondern auch über ein enormes Reifepotenzial verfügen.

2010 Hochheimer Reichestal Spätburgunder, Weingut Künstler, RHEINGAU

Freilich bieten die kalkhaltigen Lösslehmböden im Reichestal beste Voraussetzungen für den Anbau von Burgundersorten. Die Böden erwärmen sich ebenso rasch wie mit einer langen und ausgeglichenen Reifephase zu rechnen ist. Die sorgt für aromatische Trauben mit saftiger Säure. Von allein macht sich der Wein dennoch nicht. Weil bei den Gewächsen von Gunter Künstler häufig vom Riesling die Rede ist, gerät seine hohe Burgunderexpertise bisweilen etwas in den Hintergrund. Tatsächlich hat Künstler in den letzten Jahrzehnten seinen eigenen Spätburgunder-Stil etabliert, den als kraftvoll-würzig zu beschreiben, sicherlich nicht ganz falsch ist. Klassische Reifenoten wie Aromen von Pilzen oder Unterholz konnte die Jury beim 2010er Reichestal beim besten Willen nicht ausmachen. Stattdessen war sie von einer »unverschämt saftigen Jugendlichkeit aus Cassis und Kirschen« regelrecht bass erstaunt und freute sich über eine »delikate Balance aus würzig anmutender Frucht und penibel polierten Gerbstoffen.« (95 Punkte)

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2010 Fellbacher Lämmler Lemberger GG, Weingut Aldinger, WÜRTTEMBERG

Wer exzellente Beziehungen zum Weingut Aldinger unterhält, dürfte in letzter Vergangenheit womöglich in den Genuss jener Weine gekommen sein, für die Gert Aldinger einst belächelt wurde. Der pflanzte Cabernet und Merlot zu einer Zeit in seine Weinberge, als der Dornfelder seine größten Erfolge feierte. Das Reifepotenzial von Aldingers roten Cuvées ist mehr als beachtlich. Die Weine aus den neunziger Jahren präsentieren sich noch heute überraschend frisch. Da war es fast keine Überraschung, dass Aldingers Lemberger aus dem gewiss nicht einfachen Jahr 2010 ebenso vital wie athletisch daherkam. Von »wunderbar geschliffenen Gerbstoffen, frischer Säure und fabelhafter Körperstruktur« wusste die Jury zu berichten. Dass von gereiften deutschen Rotweinen selbst in Kennerkreisen nur selten die Rede ist, hat sicherlich auch damit zu tun, dass sein Aufstieg zu höchster Güte gerade erst begonnen hat. Württemberg hat bei dieser Entwicklung gleich zwei Eisen im Feuer und besitzt mit dem Lemberger so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal, dessen Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.

(94 Punkte)

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2010 Walporzheimer Kräuterberg Spätburgunder GG, Weingut Meyer-Näkel-Hehle, AHR

Wenn ein Weinberg das Wörtchen Kräuter in sich trägt, liegt die Vermutung nahe, dass auch die dort wachsenden Weine solcherlei Aromen in sich tragen. Woher der Name dieser schiefergeprägten Lage stammt, ist nicht mehr exakt nachzuverfolgen. Womöglich haben die Römer neben Wein an dieser warmen Stelle der Ahr einst auch ihre mediterranen Gewächse angepflanzt und den Berg danach benannt. Wenn Meyer-Näkels Spätburgunder aus jenem Berg dennoch enorm kräuterwürzig daherkommt, hat das sicher auch mit den schiefrigen Böden zu tun, auf dem die Reben wachsen und den Trauben eine würzige Mineralik spendieren. Dabei kommt Meyer-Näkels Kräuterberg die Reife äußerst delikat zugute. Die Jury notierte »ätherische Anmutung mit rauchigen Nuancen und eine animierende Länge nebst elegant gereiften Gerbstoffen.« (93 Punkte)

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2010 Retzbacher Benediktusberg Spätburgunder, Weingut Rudolf May, FRANKEN

Wiewohl sich Weinbau in der Familie May rund 300 Jahre zurückverfolgen lässt, wurde das eigene Weingut erst 1998 von Rudolf May gegründet. Die Entscheidung, von nun an Weine in eigener Verantwortung zu erzeugen, kann keine schlechte gewesen sein. In Franken gibt es nur wenige Weingüter, die in den letzten Jahren für mehr Aufmerksamkeit mit ihren Tropfen gesorgt haben. Dass die vornehmlich aus der weißen Sorte Silvaner bestehen, ist einer Region geschuldet, die bis heute einer Rebsorte die Stange hält, die einst zu den meist angebauten in ganz Deutschland gehörte. Wo ihr Anbau zurückging, blieb sie in Franken vergleichsweise stabil. Von dieser Erfahrung profitieren Frankens Winzer heute. Bei den hochwertigen Rotweinen dieser Region spielt der Spätburgunder die Hauptrolle. Da lohnt es unbedingt, auch beim Weingut May einmal genauer hinzuschauen. Beim 2010er aus dem Benediktusberg verging den Verkostern Hören und Sehen, wenn sie seine »unglaubliche Frische, vibrierende Säure sowie straffe Struktur« belobigten und bis zum Schluss nicht fassen wollten, dass dieser Spätburgunder eine Dekade derart alterslos überleben konnte. (93 Punkte)

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2010 Großkarbacher Burgweg Spätburgunder, Weingut Zelt, PFALZ

Soll noch einmal jemand sagen, Weine, die vorwiegend auf Lössböden gewachsen sind, laufen früh zu Höchstform auf, haben aber nur selten das Potenzial in Würde zu reifen. Der Burgweg vom Weingut Zelt präsentiert sich in geradezu atemberaubender Verfassung. Wäre den Juroren nicht bekannt gewesen, dass sie es mit einem Spätburgunder aus dem Jahrgang 2010 zu tun bekommen, sie hätten mit größter Wahrscheinlichkeit einen weitaus jüngeren Wein vermutet. Anders lassen sich ihre Notizen nämlich nicht deuten. Von »dunklen Fruchtkörben« ist da ebenso die Rede wie »zupackenden Gerbstoffe und ein lebhaftem Abgang« in den höchsten Tönen gelobt werden. Mario Zelt schreibt über die Philosophie seiner Arbeit in Weinberg und Keller: »Man soll unseren Weinen anmerken, dass sie mit Herz und Verstand gemacht sind.« Die Verkostung beim LagenCup konnte diese Einschätzung nicht nur bestätigen, sondern überdies zeigen, dass beide, Herz und Verstand, für viele Jahre köstlichster Entwicklung gut sind. (93 Punkte)

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2010 Bissersheimer Goldberg Spätburgunder, Weingut Wageck, PFALZ

Den Namen Pfaffmann gibt es in der Pfalz wie Sand am Meer – auch bei den Weingütern. Das allein war allerdings nicht der Grund, weshalb sich Thomas und Frank Pfaffmann vor einigen Jahren dazu entschlossen, das Projekt Wageck aus ihrem Weingut Pfaffmann herauszulösen. Den Brüdern ging es um eine Premiumlinie, die sie unabhängig vom Familienweingut etablieren wollten. Wenn es zum Großteil Weine der Burgunderfamilie sind, mit denen die beiden bereits kurz nach der Lancierung von Wageck reüssieren konnten, wird schnell klar, wohin die Reise bei diesem Projekt gehen soll. Der 2010er aus dem kalkreichen Goldberg kann gewissermaßen noch als Testballon des Wageck-Projekts gelten, denn die ersten Weine mit neuer Ausstattung kamen erst mit dem Jahrgang 2012 auf den Markt. Die Jury schwärmte von »pfeffriger Reife und einer ebenso drahtigen wie kernigen Struktur«, was im Rückblick sicherlich als Indiz dafür gelten darf, dass die Brüder mit der Gründung ihrer Wageck-Linie eine goldrichtige Entscheidung getroffen haben. Gut, der Name des Weinbergs klingt in diesem Kontext auch ziemlich passend. (93 Punkte)

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2010 »Crescentia« Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder Spätlese, Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach, RHEINGAU

Im Rheingau, womöglich in ganz Deutschland und darüber hinaus, gibt es kaum ein Weingut, dass eine derart lange Geschichte im Anbau des Spätburgunders vorweisen kann. Wenn auch ungewiss ist, dass es die Mönche des Zisterzienser-Ordens waren, die diese Rebsorte einst aus dem Burgund in den Rheingau brachten, so darf als gewiss gelten, dass die Glaubensmänner es zu einiger Expertise beim Anbau von roten Rebsorten am Rhein brachten. Bis heute spielt der Spätburgunder im Staatsweingut Kloster Eberbach eine herausragende Rolle. Die besten Gewächse werden mit dem Titel Crescentia bedacht und verfügen über ein außerordentliches Potenzial. Dabei fiel der Jury im Kontext der Reife eine »beachtlich jugendliche Säure« sowie ein »Ausbund frischer, roter Früchte« auf. Die Frage nach einem typischen deutschen Spätburgunder stellt sich in letzter Zeit stets öfter. Um dem auf den Grund zu gehen, eignen sich hervorragend gereifte Exemplare womöglich am besten. Der 2010er aus dem Höllenberg könnte bei dieser Arbeit sowohl wichtige als auch köstliche Hinweise geben. (93 Punkte)

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2010 Westhofener Morstein Spätburgunder, Weingut Gutzler, RHEINHESSEN

Der Name dieser weltberühmten Weinlage rührt nicht etwa von einem Moor her, das sich an dieser Stelle einmal befunden hat, sondern leitet sich vermutlich von dem Wort »Marstein«, einem Markstein ab. Die wertvollsten Parzellen sind von Mergel sowie massiven Kalkbänken geprägt und bieten optimale Voraussetzungen für die Erzeugung von Premiumweinen. Dass die nicht ausschließlich aus Riesling bestehen müssen, macht das Weingut Gutzler bereits seit vielen Jahren mit exzellenten Spätburgundern deutlich. Es verwundert daher wenig, dass der Anteil von roten Sorten bei den Gutzlers für rheinhessische Verhältnisse ungewöhnlich hoch ist. Ihr 2010er hat in den letzten Jahren an Reife gewiss zugelegt. Die Jury notierte einen Duft nach »Hagebutte und eingemachten Waldbeeren und schwarzem Tee« und lobte »eine frische Säure, die für Biss und Trinkspaß sorgt.« (93 Punkte)

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2010 Westhofener Brunnenhäuschen Spätburgunder, Weingut Gutzler, RHEINHESSEN

Den Grundstein für den exzellenten Ruf, den die Rotweine des Weinguts Gutzler heute besitzen, legte Gerhard Gutzler vor rund 40 Jahren. Was umso erstaunlicher ist, da der Großteil Rheinhessens Spitzenweine – damals wie heute – aus Riesling besteht. Gutzlers Umgang beim Ausbau seiner Rotweine in kleinen, französischen Eichenholzfässern geriet in jedem Jahr subtiler. Selbst dem als robust bekannten Dornfelder rang er nie geahnte Qualitäten ab.  Von dieser Erfahrung und Expertise profitiert heute sein Sohn Michael, der sich meisterhaft darauf versteht, die Handschrift seines viel zu früh verstorbenen Vaters weiter zu verfeinern. Beim 2010er Brunnenhäuschen nahm die Jury den Duft von »Hagedorn, Unterholz und Kirschen« wahr und schwärmte von »einer unglaublichen Feinheit«, was einerseits für eine angemessene Reife spricht und andererseits über das famose Potenzial dieses Spätburgunders Auskunft gibt. (93 Punkte) 

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2010 Hebsacker Lichtenberg Spätburgunder GG, Weingut Jürgen Ellwanger, WÜRTTEMBERG

Mit rund 65 Prozent roten und 35 Prozent weißen Rebsorten verfügt das Weingut Ellwanger über ein typisches Portfolio im Anbaugebiet Württemberg. Bei den einzelnen Varietäten gibt man sich experimentierfreudig. So ist der österreichische Zweigelt bereits seit über 30 Jahren in den Weinbergen der Ellwangers heimisch, dessen Weine heute quasi zum Kern der Familie gehören. Dabei kommt der Spätburgunder längst nicht zu kurz, wenn die Jury beim 2010er von einem »dunkelsaftigen Duft« und »präsenten, aber reifen Gerbstoffen« sowie einem »nachhaltigen Abgang« zu berichten wusste. Dass der Wein einem kraftvoll-saftigen Stil frönt, hat er nicht zuletzt seiner Lage zu verdanken: Im südlich ausgerichteten Lichtenberg mit seinen steilen Hängen aus Keuper und buntem Mergel gelangen die Trauben auch in vermeintlich kühleren Jahren zu voller Reife. (93 Punkte)

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